Die Frage, wie Unternehmen ihr CSR-Engagement sichtbar machen können, lässt sich nicht nur mit den Themen Kommunikation und Berichterstattung beantworten. Zertifikate und Siegel sind Belohnung und Bestätigung für besondere Leistungen im Bereich der nachhaltigen Unternehmensführung. Der Gesellschaft bieten sie außerdem wichtige Orientierung, welche Unternehmen sich vorbildlich aufstellen, und machen Zusammenhänge in Unternehmen besser verständlich.
Steuerung nach innen, Reputation nach außen
Zertifikate und Siegel zeichnen Unternehmen aus, die auf freiwilliger Basis bestimmte, verbindliche Regelwerke einhalten. Bei diesen Regelwerken geht es um bestimmte Maßnahmen und Qualitätsmerkmale in den Bereichen Management, Produktgestaltung oder Umgang mit Interessensgruppen. Zertifikate und Siegel machen dieses freiwillige Engagement sichtbar und können so die Reputation nach innen und außen verbessern. Gleichzeitig erleichtern es die dahinterliegenden Systeme, unternehmerische Prozesse zu messen. So kann das Management seine Aktivitäten besser steuern und optimieren. Darüber hinaus helfen die Regelwerke dabei, komplexe Wertschöpfungsketten in globalisierten Märkten transparenter und dadurch verantwortungsvoller zu gestalten.
Im Wesentlichen gibt es zwei Arten solcher Zertifikate und Siegel: Managementsysteme und Produktlabels. Managementsysteme regeln die Prozesse der Wertschöpfung und verpflichten zu einem Kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP). Die Zertifizierung dafür erhalten Unternehmen oder ihre Standorte. Ein Beispiel dafür ist das europäische System EMAS für Umweltmanagement. Produktkennzeichen bzw. Labels signalisieren dagegen die Eigenschaften eines bestimmten Produkts oder Angebots und wirken bei Kunden als Signal für eine Gütekontrolle. Dafür ist die Markenform der Gewährleistungsmarke das passende markenrechtliche Instrument, um mittels eines Siegels bzw. Prüfzeichens zu belegen, dass beispielsweise bei der Herstellung eines Produktes bestimmte Standards eingehalten werden. Voraussetzung der Eintragung einer Gewährleistungsmarke ist, dass der Markeninhaber neutral ist, d.h. er darf nicht selbst Hersteller, Händler oder Erbringer der betroffenen Waren bzw. Dienstleistungen sein. In der Satzung der jeweiligen Gewährleistungsmarke wird das Überwachungs- / Kontroll- und Sanktionsregime festgelegt. Beispiel einer Gewährleistungsmarke in diesem Bereich ist der Grüne Knopf, der als nationale und europäische Gewährleistungsmarke eingetragen ist.
Aussagekraft und Glaubwürdigkeit
CSR-relevante Zertifikate können von verschiedenen Instanzen vergeben werden. Dazu gehören öffentlich-rechtliche Einrichtungen (z.B. der Blaue Engel für Konsumgüter oder das EU-Bio-Label für Nahrungsmittel), Institute (z.B. ÖkoTex Standard 100 für Textilien), Normierungsorganisationen (z.B. ISO 14001), Initiativen und Vereine (z.B. das Siegel des "Forest Stewardship Council" (FSC) für Holz- und Papierprodukte) sowie Branchenverbände (z.B. das BDIH-Siegel für Naturkosmetik oder RAL-Gütezeichen der entsprechenden Gütegemeinschaften).
Die Standards hinter diesen Zertifikaten und Siegeln unterscheiden sich dabei in ihrer Aussagekraft. Sind sie von einem Unternehmen allein oder einer bestimmten Unternehmens-Branche entwickelt worden, genießen sie oft weniger Glaubwürdigkeit, als wenn mehrere Interessengruppen sie im Dialog abgestimmt haben. Wenn die Einhaltung der Selbstverpflichtung von unabhängigen Dritten kontrolliert wird, kann dies das Vertrauen in den Standard steigern. Konkrete, messbare Ziele, eine transparente Berichterstattung über die Einhaltung sowie Sanktionen bei Nichteinhaltung des Regelwerks können dafür sorgen, dass der Mehrwert der Zertifizierung verständlich wird.
Wesentliche Zertifikate und Siegel im CSR-Kontext
In Deutschland und Europa wenden viele Unternehmen Standards an, um ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren. Die bekanntesten Umweltmanagementsysteme sind dabei EMAS (Eco Management and Audit Scheme) und die ISO-Norm 14001. Im Hinblick auf Abläufe und Prozesse hat die ISO 9001 für Qualitätsmanagement ebenfalls eine lange Tradition. Seit einigen Jahren lassen sich auch soziale Aspekte systematisch ins Management einbeziehen. Bei der Zertifizierung in sogenannten Social Audits kommt dafür seit 1997 die Norm SA 8000 zur Anwendung. Sie regelt insbesondere die Arbeitsbedingungen bei Zulieferern in Ländern, in denen sich gesetzliche Regelungen nur unzureichend durchsetzen lassen.
Sobald ein Unternehmen einen bestimmten Standard anstrebt, wird zunächst intern die Erfüllung der damit verbundenen Regeln geprüft. Im anschließenden Vergabeprozess - auch Zertifizierung oder Labeling genannt - bestätigt ein unabhängiger Prüfer (Auditor) das Vorgehen. Er besucht den Betriebsstandort, sichtet Dokumente und überzeugt sich so von der Einhaltung des Regelwerks. Mit einer regelmäßigen Auditierung stellen Unternehmen ihr freiwilliges CSR-Engagement so auf stabile Füße und verbessern die Kommunikation mit ihren internen und externen Anspruchsgruppen. Bei allen beschriebenen Vorteilen von Zertifikaten und Audits stehen sie auch immer wieder in der Kritik. Meist bezieht sich die Kritik darauf, dass ein Audit nicht restlos alle Aspekte von sozialen oder ökologischen Vorgehensweisen in Unternehmen oder Lieferketten überprüfen kann und dass manche Unternehmen ihre Situation im Vorfeld von angekündigten Audits schönen oder Missstände verschleiern. Für Unternehmen, die mit einer ernsthaften Motivation in ein solches Audit einsteigen und sich einen wirklichen Aufschluss über die Zustände versprechen, stellen sie jedoch ein probates Mittel dar.