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Kriterien guter Berichterstattung

Immer mehr Unternehmen nutzen einen Nachhaltigkeitsbericht, um über ihre soziale und ökologische Verantwortung zu informieren. Doch was macht einen fundierten Report aus? Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und die Unternehmerinitiative future e.V. haben einen detaillierten Katalog mit allgemeinen Bewertungskriterien entwickelt.

Über lange Jahre haben viele Unternehmen in ihrer Geschäftstätigkeit auf Nachhaltigkeit geachtet, ohne ihren Stakeholdern davon zu berichten. Das hat sich in den letzten Jahren verändert: Immer mehr Firmen legen schriftlich dar, wie sie ihre Leistungen nach einem ökonomisch, ökologisch und sozial verantwortlichen Leitbild ausrichten. Seit dem Geschäftsjahr 2017 sind bestimmte börsennotierte Großunternehmen sogar dazu verpflichtet, wesentliche Nachhaltigkeitsinformationen in einer nichtfinanziellen Erklärung (NFE) offenzulegen.

Ein fundierter und detaillierter Nachhaltigkeitsbericht bietet für ein Unternehmen mehrere Vorteile: Einerseits deckt er die Informationsbedürfnisse von Finanzmärkten, Kund*innen und politischen Akteur*innen ab und sorgt damit für Transparenz nach außen. Zum anderen wirkt strategische Berichterstattung auch nach innen: Der Geschäftsführung dient sie als zentrales Instrument zur Steuerung aller Prozesse im Nachhaltigkeitsmanagement; gleichzeitig rückt der Stellenwert von CSR ins Bewusstsein der Mitarbeiter*innen.

Doch was macht einen fundierten Nachhaltigkeitsbericht aus? Welche Informationen muss er beinhalten und wie unterscheidet man ernsthaftes Bemühen um Glaubwürdigkeit von reinem Selbst-Marketing? Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und die Unternehmerinitiative future e.V. erstellen bereits seit 1994 ein Ranking für Nachhaltigkeitsberichte von Großunternehmen sowie von kleineren und mittleren Unternehmen (KMU). Dafür haben die Autor*innen jeweils ein umfassendes Set sozialer, ökologischer, management- und kommunikationsbezogener Kriterien erarbeitet, die kontinuierlich weiterentwickelt werden.

Neben einigen branchenspezifischen Kriterien, inhaltlichen Spezifizierungen und Unterschieden in der Gewichtung gibt es eine Reihe allgemeiner Merkmale, nach denen alle Berichte bewertet werden. Wir stellen diese Merkmale hier in einer Zusammenfassung vor.

Materielle Anforderungen an die Berichterstattung

Unternehmensprofil

Hier erfahren die Leser*innen alle notwendigen Hintergrundinformationen zum Unternehmen, die wichtig sind, um die Nachhaltigkeitsaspekte einzuordnen. Dazu gehören Informationen zu Umsatz, Gewinn, Mitarbeiter*innen und Standorten, aber auch zu den Geschäftsbereichen, Produkt-und Kundengruppen. Bei relevanten Veränderungen gegenüber dem Vorjahr müssen diese zahlenmäßig dargestellt und erläutert werden. Ebenfalls wichtig: eine gebündelte und schnell zugängliche Darstellung der Eigentumsverhältnisse. So sollten etwaige Unternehmensbeteiligungen und relevante Sonderregelungen zu Stimmrechten klar erkenntlich sein.

Vision, Strategie und Management

Das Unternehmen listet auf, wie es die sozialen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen seiner Geschäftsaktivitäten, die Erwartungen von relevanten Stakeholdergruppen und die Chancen und Risiken für die Wettbewerbsfähigkeit einschätzt und in nachhaltigkeitsbezogene Ziele, Strategien, Strukturen und Handlungsvorgaben übersetzt. Dafür gibt der Bericht im optimalen Fall einen systematischen Überblick über die Beteiligung relevanter interner und externer Anspruchsgruppen und berichtet über die Methodik zur Feststellung seiner wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen (Wesentlichkeitsanalyse). Ein vorbildlicher Bericht vermittelt darauf aufbauend die eigene Unternehmensstrategie und gibt Einblick, wie Nachhaltigkeitsthemen im Unternehmen gesteuert werden. Außerdem berichtet das Unternehmen über die Themen Compliance und Antikorruption. Im optimalen Fall erklärt das Unternehmen die Regeln und Strukturen zur Sicherstellung von Rechtskonformität in den Bereichen Umweltrecht, Menschen- und Arbeitnehmerrechte sowie Wettbewerbsrecht und benennt klare Rechtsverstöße.

Ziele und Programm

Mit der Darstellung von Zielen und Programm inklusive der Berichterstattung über die im Berichtszeitraum (nicht) erfüllten Ziele erfahren die Leser*innen, welche Prioritäten und konkreten Maßnahmen das Unternehmen aus seiner Nachhaltigkeitsstrategie ableitet und inwiefern es sich diesbezüglich verbessert hat. Ein guter Bericht informiert übersichtlich und vollständig über die für den Berichtszeitraum gesetzten relevanten nachhaltigkeitsbezogenen Zielsetzungen. Diese Bestrebungen sind aus der Nachhaltigkeitsstrategie abgeleitet, überprüfbar formuliert, mit zeitlichen Vorgaben belegt und, wo möglich, quantifiziert. Zu zentralen Zielen werden relevante Maßnahmen vorgestellt.

Interessen der Mitarbeiter*innen

Das Unternehmen erläutert, inwieweit es Verantwortung für seine aktuellen und zukünftigen Beschäftigten übernimmt. Dazu gehören Fragen der Interessenlagen und Schutzbedürftigkeit von Beschäftigtengruppen sowie national und international anerkannten Leitlinien, Normen und Standards zu Menschen- und Arbeitnehmerrechten. Zudem macht das Unternehmen deutlich, wie es mit seinen Aktivitäten dem demografischen Wandel begegnet. Außerdem gibt der Bericht einen umfassenden Überblick über die unternehmerische Entgeltpolitik, Arbeitszeitregelungen, Ausbildung und systematische Personalentwicklung sowie über Arbeitnehmerrechte und Beschäftigung. Es wird deutlich gemacht, inwieweit das Unternehmen der Verpflichtung zur Wahrung grundlegender Arbeits- und Menschenrechte der Beschäftigten nachkommt. Ein guter Bericht enthält nicht nur die Leitlinie, Vielfalt und Chancengleichheit zu fördern, sondern zeigt auch, wie diese Leitlinie in Programmen umgesetzt wird und bildet exemplarisch entsprechende Maßnahmen ab. Darüber hinaus informiert das Unternehmen zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz und beschreibt, wie es die Zufriedenheit und Verbundenheit der Beschäftigten fördert.

Ökologische Aspekte der Produktion

Die Darstellungen zu den ökologischen Aspekten der Produktion zeigen, inwieweit das Unternehmen seinen Ressourcenverbrauch und Schadstoffausstoß erfasst, bewertet und systematisch optimiert. Dafür geht ein guter Bericht auf die Ziele bezüglich Energiemanagement und Klimaschutz ein, erläutert die mit den unternehmerischen Produktionsprozessen und -verfahren einhergehenden bedeutenden Schadstoffemissionen in die Luft und Lärmemissionen. Darüber hinaus enthält der Bericht eine Aufschlüsselung der verwendeten Rohstoffe und Materialien, sowie Details zum Abfall- und Wassermanagement. Außerdem geht der Bericht auf den von ihm verursachten Verkehr ein und stellt sein Logistikkonzept vor sowie Bemühungen zur Reduktion des Verkehrs. Das Unternehmen benennt relevante Produktions- und Transportunfälle, bei denen umweltschädliche Stoffe freigesetzt wurden und es werden Angaben zu Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf die Natur, Flächen und Artenvielfalt gemacht.

Produktverantwortung

Hier macht das Unternehmen deutlich, inwiefern es seine Produkte und Dienstleistungen an Nachhaltigkeitsanforderungen ausrichtet. Dabei werden Auswirkungen über den gesamten Produktlebenszyklus berücksichtigt. Darüber hinaus informiert das Unternehmen über relevante Aspekte der Kundeninformation und des Verbraucherschutzes. Konkret sollte ein guter Bericht vermitteln, dass das Unternehmen auf eine stetige Verbesserung der sozialen und ökologischen Aspekte der Produktentwicklung achtet. Auch die Fragestellung, in welchem Umfang das Produktportfolio umweltverträglich ausgerichtet ist und welche positiven und negativen gesellschaftlichen Wirkungen die Produkte gegebenenfalls haben, sollte thematisiert werden. Zudem liefert ein guter Bericht Details zu Verbraucherschutz und Kundeninformation.

Verantwortung in der Lieferkette

Das Unternehmen zeigt auf, inwieweit es die Verantwortung für Umwelt- sowie Menschenrechts-, Arbeits- und Sozialstandards in der Lieferkette wahrnimmt. Es macht deutlich, wie ökologische und soziale Risiken, negative Auswirkungen sowie Entwicklungspotentiale entlang der Lieferkette erfasst und bewertet werden und wie es Verantwortung für die Einhaltung nachhaltiger Standards bei wesentlichen Beschaffungen wahrnimmt. Dabei wird der Anspruch der Lieferant*innen auf ein faires, für sie praktikables Vorgehen berücksichtigt.

Gesellschaftliches Umfeld / Gesellschaftliche Verantwortung

Hier hat das Unternehmen die Möglichkeit, über Nachhaltigkeitsbemühungen auch jenseits seines Kerngeschäfts zu informieren. Dazu gehören beispielsweise Angaben über das verantwortliche Auftreten in der Region, Transparenz über finanzielle Transfers an die bzw. von der Gesellschaft in Form von Steuern und Subventionen, das politische Engagement des Unternehmens sowie eventuelle Maßnahmen zur Förderung gemeinnütziger Zwecke. Ein vorbildlicher Bericht macht Angaben über die regionale Verantwortung des Unternehmens als Investor, Arbeitgeber, Auftraggeber und Lieferant. Er gibt Einblick in die Themen Steuern und Subventionen. Großunternehmen machen deutlich, wie sie sich in ihrer nationalen und internationalen Lobbyarbeit kooperativ und problembewusst mit nachhaltigkeitsrelevanten Themen auseinandersetzen. Des Weiteren sollten Corporate Citizenship-Konzepte thematisiert werden. Das heißt: Der Bericht stellt idealerweise ein begründetes Konzept und die daraus abgeleiteten Aktivitäten zur Förderung gemeinnütziger Zwecke z. B. in den Bereichen Sport, Kultur, Wissenschaft und Bildung dar.

Anforderungen an die allgemeine Berichtsqualität

Glaubwürdigkeit / Offenheit

Das Unternehmen stärkt die Glaubwürdigkeit seines Berichts, indem es offen über zentrale Nachhaltigkeitsthemen berichtet, sie in einen Zusammenhang zur Geschäftsstrategie stellt, externe Bewertungen und Stellungnahmen veröffentlicht und eine Einordnung der Nachhaltigkeitsleistung durch vergleichbare Daten ermöglicht. Eine Stellungnahme der Geschäftsführung sollte die Verantwortung der Unternehmensleitung für die Nachhaltigkeitsleistung des Unternehmens glaubhaft machen. Außerdem macht ein guter Bericht die vom Unternehmen ausgehenden ökologischen, sozialen und ökonomischen Auswirkungen und die damit verbundenen Herausforderungen transparent. Die zeitliche Bezugseinheit (das Jahr etc.) und die räumlichen Bilanzierungsgrenzen (welche/r Standort/e, Unternehmensteile usw. wurden einbezogen) werden deutlich benannt.

Berichterstattung zu wesentlichen Themen

Der Bericht ist idealerweise auf die wesentlichen sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeitsthemen des Unternehmens fokussiert. Er stellt diese in angemessenem Umfang dar. Schwerpunktsetzungen im Bericht sind begründet und nachvollziehbar, aus Nachhaltigkeitssicht unwesentliche Aktivitäten werden nicht in den Mittelpunkt gestellt. Auslassungen wesentlicher Themen bzw. Daten sind aufgrund gesetzlicher Verbote oder bei wettbewerbssensiblen Informationen möglich, diese werden aber gegebenenfalls begründet und inhaltlich bzw. regional abgegrenzt. Der Bericht bewertet die Auswirkungen des Unternehmens in Bezugnahme zu nationalen und internationalen Nachhaltigkeitszielen und bestehenden Branchenvereinbarungen und macht so den jeweiligen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung deutlich.

Kommunikative Qualität

Struktur, Text und Gestaltung des Berichts vermitteln den Leser*innen ein klares Bild der unternehmerischen Nachhaltigkeitsherausforderungen und -leistungen in hoher Qualität und ermöglichen ihnen einen schnellen Zugang zu den für sie relevanten Informationen. Bei der textlichen Gestaltung sollte in erster Linie auf eine authentische Wiedergabe der Nachhaltigkeitsherausforderungen und -leistungen des Unternehmens geachtet werden. Das Berichtslayout unterstützt die Lesefreundlichkeit und macht Berichtsinhalte leichter erfassbar. Gegebenenfalls verweist der Bericht auch auf zusätzliche interne und externe Informationen und Dokumente. Reine Online-Berichte bieten im bestmöglichen Fall durch Navigation und Menüführung eine leichte Orientierung; gezielte Selektions- und Suchoptionen liefern spezifischen Nutzergruppen einen schnellen Zugang. Darüber hinaus sind sie responsiv, barrierefrei und bildschirm- und druckoptimiert.

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