Beim Netzwerktreffen zum CSR-Preis der Bundesregierung 2025 diskutierten im Cafe Moskau am 3. April rund 200 Expert*innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, wie der Schutz von Menschenrechten und Umwelt entlang globaler Lieferketten gelingen kann. Als bekanntes Multi-Stakeholder-Format waren die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales initiierten Branchendialoge eingeladen, ihre Erfahrungen mit den nominierten Unternehmen sowie einem interessierten Fachpublikum zu teilen.
Den Auftakt der Veranstaltung bildete eine hochkarätig besetzte Paneldiskussion, an der zwei wichtige Stimmen aus dem Branchendialog Energiewirtschaft teilnahmen: Dr. Christiane Hellar, stellvertretende Leiterin der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik, und Dr. Marie-Luise Wolff, Vorständin beim Energieversorgungsunternehmen ENTEGA. Sie sprachen mit Dr. Achim Kampf (Germany Trade & Invest) und Anahita Thoms (Baker McKenzie) über die Lieferkette der Zukunft. Dr. Wolff nannte den Branchendialog Energie als Beispiel für eine Plattform, die sich bei der Umsetzung von Sorgfaltspflichten in der Praxis bewährt hat. Aus Sicht von Dr. Hellar ist dabei vor allem die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren in der tiefergelagerten Lieferkette entscheidend.
Am Beispiel des Bauxitabbaus in Guinea zeigt sich, wie wichtig es ist, frühzeitig Kontakt zu lokalen NGOs aufzunehmen und ein Netzwerk vor Ort aufzubauen. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den zivilgesellschaftlichen Akteuren ermöglicht es, Entscheidungsprozesse im Branchendialog kontinuierlich rückzukoppeln und eine bessere Dynamik zwischen den Konsultationen vor Ort und den Ansprüchen der Arbeitsgruppe zu erreichen.
Wie können Unternehmen Stakeholder konstruktiv einbinden?
In einem branchenübergreifenden Workshop berichteten Dr. Christiane Hellar und Michael Congdon (ENTEGA) vertieft über die Zusammenarbeit des Branchendialogs mit Stakeholdern in der tieferen Aluminiumlieferkette beim Bauxitabbau in Guinea.
Anschließend diskutierten die Teilnehmer*innen Methoden der Stakeholder-Analyse, Strategien zur Einbindung sowie die Frage nach Ressourcen und Unterstützung. Die Diskussion zeigte, dass für eine sinnvolle Einbindung der Aufbau von Vertrauen, gutes Erwartungsmanagement und tiefes kulturelles Verständnis entscheidend sind. Kritische Akteure einzubeziehen kann herausfordernd sein, führt jedoch meist zu hilfreichen Ergebnissen. Multi-Akteurs-Partnerschaften bieten die Möglichkeit, Vertrauen zu schaffen, Netzwerke zu erweitern und Ressourcen zu bündeln.
Traut euch zu, gegenseitig aufeinander zuzugehen, d. h. Unternehmensvertretende, NGOs, Vertretende lokaler Gemeinschaften. In der Mittagspause unterhält man sich oft mit bereits bekannten Personen. Bei der Delegationsreise (guineischer Vertretenden) letztes Jahr in Berlin sind ein Kollege und ich auf die guineischen Kollegen zugegangen und nutzten die Zeit zum direkten Austausch. Sowas dient zur Klärung und Vertrauensaufbau.
Wie kann die Umsetzung guter Geschäftspraktiken gelingen?
In einem weiteren Workshop berichtete Ann Kathrin Otten (Vattenfall) über die Umsetzung eines Maßnahmenpakets aus dem Branchendialog. Ziel der Maßnahme ist es, prekärer Arbeitsbedingungen beim Bau und Betrieb energiewirtschaftlicher Infrastruktur zu vermeiden. Das Maßnahmenbündel setzt auf eine Kombination aus unternehmensindividuellen und gemeinsamen Ansätze, die sich auch auf andere Branchen übertragen lassen. Wichtig dabei ist, einen konstruktiven Dialog sowohl mit den Fachabteilungen im Konzern als auch mit den Lieferanten zu führen.
Die Teilnehmer*innen sprachen darüber, wie das Bewusstsein und die Verantwortung für Nachhaltigkeit innerhalb des Unternehmens gestärkt werden kann. Ein zentraler Erfolgsfaktor ist ein überzeugender Business Case, der Nachhaltigkeit auch als Instrument für Versorgungssicherheit, Qualitätsmanagement oder Zugang zu Kapital versteht.
In der Zusammenarbeit mit Lieferanten kann es helfen, partnerschaftlich aufzutreten und positive Anreize für eine Weiterentwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit zu setzen. Bei der Ansprache lohnt es sich auf das passende Timing im Vertragszyklus zu achten und schrittweise Veränderung zu ermöglichen. Ein wirkungsvoller Hebel kann zudem der Zusammenschluss mit Branchenakteuren sein, um so das Einkaufsvolumen beim Lieferanten zu erhöhen und damit mehr Einfluss zu gewinnen.
Der Branchendialog kann besonders dort unterstützen, wo einzelne Unternehmen wenig Hebelwirkung haben. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen der gleichen Branche lässt sich die Hebelwirkung deutlich erhöhen, um tatsächlich Einfluss zu nehmen. Das ist aus meiner Sicht der größte Vorteil.
Nach den Workshops hatten die Teilnehmer*innen die Gelegenheit am Informationsstand der Branchendialoge mit den verschiedenen Stakeholdergruppen ins Gespräch zu kommen. Für Fragen standen sowohl Unternehmensvertreter*innen, als auch zivilgesellschaftliche Akteure und Vertreter*innen der Bundesregierung zur Verfügung und haben über die Ergebnisse der Branchendialoge informiert.
Das Netzwerktreffen zeigte eindrucksvoll, wie Unternehmen die Umsetzung von Sorgfaltspflichten aktiv vorantreiben und wo Multi-Stakeholder-Formate wie die Branchendialoge unterstützen können: Indem sie vielfältige Ressourcen bündeln, steigern die Branchendialoge den Einfluss und die Wirksamkeit von Maßnahmen.
Paneldiskussion „Die Lieferkette der Zukunft: transparent, nachhaltig und resilient".
Impressionen aus dem Workshop „Wie kann die Umsetzung guter Geschäftspraktiken gelingen?".
Impressionen aus dem Workshop „Wie können Unternehmen Stakeholder konstruktiv einbinden?".
Impressionen aus dem Workshop „Wie können Unternehmen Stakeholder konstruktiv einbinden?".
Branchendialoge Infostand beim Marktplatz der Ideen.
Vorstellung der Ergebnisse aus den Workshops im Plenum.
Vorstellung der Ergebnisse aus den Workshops im Plenum.