CSR-Praxis

Stakeholderdialoge

Unternehmen bewegen sich nicht im luftleeren Raum. Shareholder, also die Eigentümer und Aktionäre, haben ein ureigenes Interesse an ihrer Entwicklung. Aber auch die Stakeholder, also die anderen Anspruchsgruppen, üben einen Einfluss aus: Ohne Mitarbeiter funktioniert das Geschäft nicht. Ohne zuverlässige Lieferanten lässt sich kaum etwas produzieren. Für die Existenz einer Organisation sind Kunden, die das Angebot letztendlich nachfragen, unerlässlich. Hinzukommen Stakeholder aus Politik und Zivilgesellschaft, Medien und die Öffentlichkeit.

All diese Anspruchsgruppen sind miteinander vernetzt, beeinflussen sich gegenseitig und stellen ihre Forderungen an das Unternehmen. Und das mehr denn je: Informationsaustausch und Meinungsbildung sind durch die Transparenz des Internets deutlich schneller geworden sind. Unternehmen, die gezielt auf die an sie herangetragenen Anliegen eingehen, erhalten sich auch in Zukunft ihre Legitimität ("Licence to operate").

Gespräch generiert Wissen und Vertrauen

Unternehmen, die zum Gespräch bereit sind, können ihre Perspektive erweitern, Trends erkennen und Kooperationspartner finden. Bereits durch die Analyse der wichtigsten Anspruchsgruppen erfahren Unternehmen viel über die Einstellungen ihrer Stakeholder und wie groß ihr Einfluss auf die Geschäftstätigkeit ist. Der direkte Dialog birgt weiteres Potenzial: angefangen vom Know-how-Transfer, der Unternehmen neue Impulse für Verbesserungen und Innovationen bringt, bis hin zum Aufbau von Verständnis füreinander, das Konflikten vorbeugt. In schwierigen Situationen ermöglicht das so aufgebaute Vertrauen zudem die Deeskalation von Krisen. Deshalb können Stakeholder-Dialoge als wesentliches Element des Risikomanagements gesehen werden.

Erfolgsfaktoren und erste Schritte

Wer ins Gespräch kommen will, sollte sich vorher über seine Ziele klar werden. Zu den Erfolgsfaktoren gehört auch die Entscheidung, inwiefern Erkenntnisse aus dem Dialog künftig ernsthaft einbezogen werden sollen. Um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, erwarten viele Stakeholder Offenheit und Ehrlichkeit. Sie können sehr sensibel auf den Versuch reagieren, den Dialog als Werbemaßnahme zu nutzen. Entsprechend wichtig ist ein wertschätzender Umgang miteinander.

Um mit Interessengruppen in Dialog zu treten, gilt es zunächst, sie zu bestimmen: Welche Menschen kommen mit welchen Aktivitäten auf welcher Ebene des Unternehmens in Berührung? Um den "richtigen" Umgang mit den verschiedenen Gruppen zu planen, sollten einige Fragen im Vorfeld beantwortet werden: Wo bestehen Konflikte oder Synergien mit dem Unternehmen? Wer ist z.B. als Mitarbeiter und Kunde direkt betroffen und wer indirekt z.B. als Vertreter einer NGO? Kann die Gruppe über Unternehmensbelange aktiv mitentscheiden oder hat sie einen eher geringen Einfluss? Eine unabhängige Moderation kann mit neutralen Regeln für eine gute Atmosphäre sorgen.

Jedoch erfordern Stakeholderdialoge vor allem eines: Für einen konstruktiven Austausch brauchen Unternehmen Geduld. So können dauerhafte Beziehungen von Qualität entstehen, die sogar einstigen Gegnern einen Rollentausch zu konstruktiven Sparringpartnern ermöglicht.

Zur nächsten Seite